Segelklub Bayer Uerdingen e.V.

860 Meilen in 5 Tagen: Überführung einer TP52 im Mittelmeer

Donnerstag, 05. Mai 2022, 21:16 Uhr

Vor einigen Wochen wurde Annika angeschrieben, ob sie Interesse hätte beim TP52 Team Night Shadow Sailing mit zu segeln. Sie brauchte gar nicht lange überlegen und sagte zu. Nachdem sie ersten Termine abgeklärt wurden, stellte sich raus, dass für die Überführung der Rennyacht von Trieste nach Neapel noch Crew gesucht wird. Einerseits waren junge ambitionierte Segel*innen gesucht, aber vor allem für die Überführung wurden auch erfahrenere Leute gesucht. Und so kam es, dass nicht nur Annika, sondern auch ihr Vater, unser SKBUe-Sportwart Peter Stock, die Strecke von 860 Seemeilen Ende April/Anfang Mai auf sich nahmen. Wie es ihnen 5,5 Tage auf dem Mittelmeer ohne eine einzige Hafenübernachtung erging lest ihr nachfolgend:

Die TP52 vom Night Shadow Sailing Team

Peter & Annika an Deck auf der TP52

Mittwoch im Laufe des Tages trafen wir uns mit der Crew in der Nähe von Trieste im Hafen. Nachdem alles verstaut und eingeräumt wurde, brachen wir Donnerstagmorgen Richtung Neapel auf.  Unsere Crew bestand aus 9 Leuten aus Deutschland, Schweiz und Südafrika. Am Vorabend teilten wir uns in Dreiergruppen ein und erstellten einen ersten Schichtplan.  Unser Ziel war möglichst zeiteffektiv die 860 Seemeilen nach Neapel zu bewältigen. Dafür wechselten die Schichten im 3 Stundentakt: 3 Stunden segeln, 3 Stunden stand-by (schlafen ist erlaubt, aber man sollte im Zweifel schnell segelbereit sein), 3 Stunden schlafen. Rückblickend würden wir sagen, dass man sich daran sehr schnell gewöhnt und effektiv tatsächlich wesentlich mehr schläft, als in einer klassischen Arbeitswoche. Das Motto der Überführung war sozusagen Eat, Sleep, Sail and repeat.

Wir hatten traumhaftes Wetter, sahen Delfine im Sonnenuntergang und könnten größtenteils unter Gennaker die Adria runtersurfen mit Spitzengeschwindigkeiten bis zu knapp 16 Knoten runtersurfen. In der Nacht zum 3. Tag konnte der Wind sich nicht entscheiden aus welcher Richtung er komme wollte. Mit anderen Worten: extreme Winddreher mit der ein oder anderen Patenthalse (bzw. Patentwende) und dementsprechend in den Kojen rumkullernde Mitsegler waren die Folge. Daraufhin fing der Wind beständig an weniger zu werden. Ab dem 3. Nachmittag konnten mir erstmal nur noch motoren.

Unser erster Landgang war nach 55 Stunden (also am frühen Abend des dritten Tages) bzw. etwa 400 Meilen in Brindisi. Wir machten einen Tankstop, duschten, gingen Einkaufen und Essen. Direkt neben unserem Liegeplatz schwamm ein Fischschwarm und ein paar Mitsegler kamen auf die Idee Fische mit den Händen zu fangen. Die gefangenen Fische ließen wir später im Restaurant vom Koch zubereiten und waren definitiv Highlight des Abends!

Gegen Mitternacht verließen wir den Hafen und waren ab nun nur noch zu siebt unterwegs, da zwei Crewmitglieder bereits zurück nach Hause mussten.

Die 55 Stunden Etappe war auch schon die längste. Der nächste Zwischenstop war bereits am nächsten Vormittag. Wiedermal zum Tanken. Wir sind schließlich mit einem Regattaboot unterwegs, wo es natürlich keinen unendlich großen Dieseltank gibt. Wir entdeckten einen Kaffeeautomaten, wo wir uns mit reichlich italienischem Cappuccino eindeckten und besorgten uns außerdem Schokocroissants. Endlich mal wieder richtig gutes Frühstück. Leider ließ der Wind uns weiterhin im Stich, aber das bedeutete auch, dass der Wellengang sich beruhigte und wir von nun an sogar an Board kochen konnten. Die gute Laune hat uns also nicht verlassen und wir nutzen die Chance während wir weiter an der Steifelsohle (auch als Golf von Taranto bekannt ) von Italien entlang motorten für eine Pastaparty an Board. Währenddessen sahen wir Delfine und riesige Schildkröten.

Einer von vielen tollen Sonnenaufgängen

Einer unser Mitsegler hatte seit Tagen eine Angel am Heck ausgehängt und plötzlich biss ein etwa 40cm großer Thunfisch im blauen spiegelglatten Mittelmeer an. Am nächsten Tag gab es dementsprechend vorzügliche Thunfischsteaks als Frühstück. Denn ein Vorteil hatte die Flaute: Die Welle ließ nach und so konnte der Gaskocher endlich zum Einsatz kommen. Auch wenn dieser kardanisch aufgegangen ist, möchte man nämlich bei Wellengang und Schränglage eher nicht kochen.

Nach insgesamt etwa 650 Meilen, kamen wir am nächsten Vormittag (Montag, 4. Tag) kurz vor der Straße von Messina in Reggio de Calabria an. Wieder einmal gab es einen Tankstop und nach 5 Tagen in Italien aßen wir endlich Pizza. Frisch gestärkten machten wir uns auf den Weg die letzten 200 Meilen hinter uns zu bringen.

Hinter der Straße von Messina sahen wir das erste Mal seit Beginn des Trips den Mond (vorher war Neumond) und konnten das Luna Rossa Phänomen bestaunen.

50 Meilen vor Neapel wurden wir sogar wieder mit etwas Wind beglückt. Wiedermal sahen wir Delfine. Diese begleiten uns diesmal sogar ein ganzes Stück.

Wir kamen am Dienstagabend in Neapel an und hatten somit noch  1,5 Tage bis zu unserem Rückflug. Perfekt um sich die Geburtsstadt der Pizza genauer anzuschauen bevor es Donnerstag wieder nach Hause ging.

Zusammenfassend war es sicherlich nicht der komfortabelste Segeltörn, aber dafür einer der abenteuerlichsten. Nicht nur durch die Anzahl der Meilen, sondern auch durch die zahlreichen Meerestiere im Mittelmeer (oder auch auf den Tellern), grandiosen Sternenhimmeln (inklusive Sternschnuppen), sowie atemberaubenden Sonnenauf- und Sonnenuntergänge..

Tunfisch zum Frühstück

Frisch gefangenen Thunfisch als Tuna Steak zum Frühstück

Für Peter geht es erstmal wieder ins Büro. Annika wird nur Wäsche waschen und direkt eine weitere Woche in der Ostsee segeln. Nach voraussichtlich insgesamt über 1000 Seemeilen stehen für sie dann 3 Tage Uni auf dem Programm bevor es zur Deutschen Meisterschaft im Contender nach Schwerin geht. Die Vorbereitung dafür musste zwar etwas unter dem Langstreckensegeln leiden. Dazu wird dann später ein Bericht folgen.

Für Annika war es das erste Mal übernacht segeln und auch ihr bisher längster Segeltörn. Da sie demnächst die ein oder andere Offshore Langstreckenregatta segeln möchte, war dies die optimale Vorbereitung.

Lustigerweise fühlte sich die TP 52 für Annika von Beginn an sehr gewohnt an, da sie vom Deckslayout und Bootsgefühl der Tøsen (MaxFun35), wo Annika letztes Jahr viel mitgesegelt ist, sehr ähnelt. "Natürlich ist alles etwas größer, es gibt Steuerräder statt Pinne und Grinder, aber dennoch waren mir die Abläufe gleich sehr vertraut." Wenn es zeitlich passt, wird Annika vielleicht auch die ein oder andere Regatta für das Night Shadow Sailing Team segeln.

Vier kleine Delfine zeigen uns den Weg nach Neapel

Für Peter hingegen war es nicht der erste lange Segeltörn, aber dafür das erste Mal auf einem modernen Regattaboot.

Das Interieur einer Rennyacht unterscheidet sich natürlich extrem von dem unserer Clubyachten. Aber vor allem im Vorschiff auf den Segeln schläft es sich bei Schräglage und Wellengang besonders gut. Aber es muss immer gut aufgeräumt und Ordnung gehalten werden, wenn 9 Segler ihr Gepäck in einem Gepäckfach verstauen.

 

 

Termine

  • HobieCat-Wellness
    Repeats every week every Tuesday.
    23.04.2024, 16:30 Uhr bis 19:30 Uhr
  • Opti Aufbautraining
    Repeats every week every Wednesday except Mi Mai 01 2024.
    24.04.2024, 17:00 Uhr bis 19:30 Uhr
  • Yoga Segeltörn Vortreffen
    24.04.2024, 19:00 Uhr bis 21:00 Uhr

Tölke Fischer

Steinbau Massivhaus Bauträger GmbH

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