Donnerstag, 30. Mai 2024, 10:48 Uhr
The Best 2024
“ Zuerst dürfen wir uns vorstellen: Wir sind die „2-Hand-Gruppe“ vom SKBUE Segel-Klub BayerUerdingen, auch genannt „The BEST 2024“ - weil wir eine super Crew sind - quasi die Besten! Wir heißen Alexander (14 Jahre), Fynn (15 Jahre), Jasper (12 Jahre), Johanna (11 Jahre) und Josi (15 Jahre). Wir trainieren jeden Freitag das Zwei-Hand-Segeln auf unseren Vereinsjollen auf dem Elfrather See in Krefeld.
Unser Verein, der SKBUE, verfügt insgesamt über drei Fahrtenyachten, für die großen Törns und langen Strecken werden eine Bavaria 36 und eine X-Yacht 46 genutzt. Dann gibt es im Verein eine Patengruppe, die sich um die 50-Jahre alte Dehler Sprinta „Fata Morgana“ kümmert. Diese Yacht hat in Roermond ihren Heimathafen. Weil für den 01. Mai 2024 gutes Wetter vorhergesagt ist, beschließt unsere Crew, an diesem Tag einen Tagestörn zu unternehmen. Als Tagesziel wird die sogenannte „weiße Stadt“ Thorn in den Niederlanden bestimmt. Dort gibt es eine sehr gute Eisdiele. Nach Thorn gelangt man über die Maas, die die verschiedenen Seen (ehem. Baggerlöcher) in der Region miteinander verbindet. Um nach Thorn zu gelangen, muss man über eine Staustufe flussaufwärts schleusen. Am Nachmittag wollen wir zum Abendessen zum Beachclub Oolderhof segeln. Dieser Beachclub liegt an einem ehemaligen Baggerloch. Die Wettervorhersage verspricht, dass das Quecksilber den Tag über auf satte 24° bis 25° Celsius steigt. Beste Voraussetzungen also für einen sonnigen Segeltag. Doch es kommt anders! Um nach Roermond zu gelangen, nutzen wir den Vereinsbus, damit wir alle zusammen fahren können. Treffpunkt ist die Markant-Tankstelle in Tönisvorst, von hier aus geht es zusammen los. Damit wir als Crew gut zu erkennen sind, fertigt der Verein orangefarbene T-Shirts, die wir am Treffpunkt sofort anziehen. Carlo und „The Best 2024“ vor Abfahrt Unsere Crew wird von Carlo betreut, er ist unser Trainer, Betreuer, Aufsichtsperson und vor allem immer für einen Spaß zu haben. Wenn Carlo keine Zeit hat, ist Tilo für uns da. Wir haben in unserer Gruppe Regeln aufgestellt, nach denen wir miteinander umgehen. So gibt es auch keinen Stress untereinander und wir begegnen einander mit Respekt und gegenseitiger Unterstützung. Das ist wichtig im Segelsport, da sich in einer Crew jeder auf den anderen verlassen können muss. An dieser Stelle sei gesagt, dass es bei uns nie langweilig wird. Fast wichtiger ist es, dass wir bei all dem, was wir machen, ungeheuren Spaß haben. Also lest selbst. Wir treffen uns am 01. Mai 2024 um 09.30 Uhr morgens an der Markant-Tankstelle in Tönisvorst, um von dort zusammen mit unserem Vereinsbus nach Roermond zu fahren. Jeder von uns bereitet etwas für unseren Törn vor. Wir wollen Euch an dieser Stelle unsere „The Best“-Rezepte vorstellen: Flauten-Fantakuchen Pizza-Wetterschnecken Top Team-Muffins Bekanntermaßen ist Apfelkuchen fürs Segeln auf hoher See besonders geeignet. Dieser schmeckt „rauf“ genauso wie „runter“ ;-). Heute ist für uns gutes Wetter vorhergesagt, weshalb wir uns für andere Leckereien entscheiden. Auf der Fahrt nach Roermond spielt Fynn die Playlist ab, deren Verfasser er bis heute verleugnet, während sich Josi als äußerst textsicher bei deutschen Schlagern outet. Am Ende de Tages steht Johanna übrigens Josi in nichts nach, vor allem in Sachen Choreographie. Es wird vereinbart, dass die gespielten Songs nach demokratischer Art „abgeklatscht“ werden können, was dazu führt, dass Jasper bis Roermond unentwegt klatscht. Offensichtlich stehen Schlager bei ihm nicht hoch im Kurs, was sich allerdings bis zum Abend ändert. An unserem Boot angekommen, verstauen wir unsere Taschen unter Deck und legen die Rettungswesten an. Bei dem Wetter an diesem Tag ist es sehr wichtig, sich mit Sonnencreme zu versorgen, was wir auch tun - jeder ist für den anderen da und alle helfen allen! Weiterhin wird jeder Mitsegler für seine Rolle eingeteilt, was auf einer Segelyacht so üblich ist: Alex CNO (chief navigation officer) Fynn CMO (chief music officer) Jasper CCO (chief communication officer) Johanna CEO (chief executive officer) Josi CJO (chief joking officer) Start mit Motorfahrt Vom Hafen Het Steel in Roermond laufen wir unter Motor die Maas aufwärts in südlicher Richtung mit Zwischenziel Schleuse Osen aus. Da der Wind auf sich warten lässt, können wir keine Segel setzen. Dankenswerterweise leistet der 8 PS-Außenborder der Fata Morgana große Unterstützung bei der Fortbewegung. Johanna steuert uns sicher und souverän durch die wunderbaren Landschaften links und rechts der Maas, vorbei am Campingplatz bis hin zu der Schleuse. Während Johanna voll konzentriert bei der Sache ist, reichen Jasper und Josi das von Johanna „zweite Frühstück“ bestehend aus Mürbchen und Muffins. Am Elfrather See lernen wir, dass wir als Segelboot fast immer Vorfahrt haben, wenn wir allerdings als Segelboot unter Motor fahren, so gilt diese Regelung nicht. Dann müssen wir die Vorfahrtsregeln eines Motorbootes beachten. In Höhe des Campinglatzes gibt es zudem eine Personenfähre, die das eine mit dem anderen Maas-Ufer verbindet. Dieser Fähre haben wir Vorfahrt zu gewähren. Alles easy – Schleuse und Mastlegen Vor der Schleuse angekommen, machen wir am Wartesteiger fest, da die Schleuse „rot“ anzeigt. Jasper und Alex haben bereits Erfahrung mit Schleusen und wissen daher zu erklären, wie ein Schleusenvorgang von statten geht. Wir nutzen die Gelegenheit, um den Mast unserer Yacht zu legen. Das ist ein großer Vorteil der Fata Morgana; diese Yacht hat eine Mastlegevorrichtung, damit man bei Brücken den Mast legen kann, um ungehindert passieren zu können. Der Mast wird auf 45° Grad abgelassen, das reicht hier. Jasper, Fynn und Alex melden uns beim Schleusenwärter an der Gegensprechanlage an. Uns wird mitgeteilt, dass die Schleusentore in 15 Minuten für die Einfahrt geöffnet werden. Josi unterstützt die Kommunikation mit Übersetzung in korrekte niederländische Sprechweise - insbesondere „Bitte“ und „Danke“ haben wir auf niederländisch gelernt. Jasper, Josi und Johanna bereiten die Fender vor, das sind Luft-Balge, die das Boot vor Kratzern an der Schleusenwand schützen sollen. Als die Schleusenampel durch „rot-grün“ die Vorbereitung in die Einfahrt anzeigt und die entgegenkommenden Schiffe das Schleusenbecken verlassen, fahren auch wir bei „grün“ in die Schleuse ein und machen steuerbord fest. Fynn und Alex sichern uns an der Leiter durch Enterhaken ab. Es wird von allen Crewmitgliedern die Schleusenhöhe geschätzt, die hier zwischen 2,50 m - 3,50 m Höhenunterschied ausmacht. Weil wir aufwärts schleusen, kann man den Wasserspiegel des oberen Wassers an der Schleusenwand gut erkennen, sodass die Schätzung für uns ein leichtes Spiel ist. Während des Schleusenvorgangs werden dann auch schon die ersten Snacks von Johanna und Josi verteilt. Jasper erläutert zudem die Differenzierung vegetarischer Pizzaschnecken von der SpeckVariante. Der Fanta-Kuchen von Fynn wird für die Nachahmung von der gesamten Crew als besonders empfehlenswert beurteilt. Der Schleusenvorgang wird durch eine Sirene angekündigt, dann wird Wasser vom oberen Flusslauf eingelassen und binnen weniger Minuten kommen wir eine Etage höher an. Wir stellen sodann fest, dass die Akustik in der Schleuse für die von Fynn mitgebrachte JBL-Box ein noch nie da gewesenes Musik-Vergnügen bereitet, was Josi dazu bewegt, kurzerhand holländische Karnevalslieder aufzulegen, was zur Freude der am Rand der Schleuse stehenden Beobachter führt. Als die Ampel in der Schleuse dann von rot auf grün umspringt, legen wir wieder ab und verlassen die Schleuse. Nach einer halben Stunde Fahrt passieren wir die Autobahnbrücke bei Wessem. Auch hier ist es unabdingbar, den Mast gelegt zu haben. Wir motoren weiter und steuern das Baggerloch bei Wessem an. Hier wird dann der Mast wieder aufgerichtet. Es ist wichtig, dass die „Baby-Wanten“, die den Mast nach vorne abstützen, nachgezogen werden. Es ist nun 13.30 Uhr und wir werden von ungefilterten Sonnenstrahlen verwöhnt. Die Temperaturen steigen und lassen deren Wärme als Hitze empfinden, sodass unsere Getränkevorräte mit Ankunft in Thorn bereits aufgebraucht sind. Die weiße Stadt Thorn Die Idee einer Sightseeing-Tour in die weiße Stadt Thorn begeistert auch andere Wassersportler, sodass wir unsere Fata Morgana rückseitig am Steiger der Ausflugs-Schiffahrt festmachen. Die Besucher-Anlegesteiger sind belegt. Vorsichtshalber befestigen wir unsere Telefonnummer am Relingsdraht. Dann wandern wir in Richtung Thorn-Stadtzentrum und besuchen die dortige Eisdiele, um uns erst einmal zu stärken. Für das Eis geben wir „5 Likes“. Weil es gefühlt hochsommerlich warm ist, haben wir viel Mühe, Jasper davon zu überzeugen, dass es mit Sicherheit nicht zielführend sei, es sich in der Kühltruhe der Eisdiele gemütlich zu machen. In der Diskussion um die beste Kleidung bei diesem Wetter führt allerdings Fynn mit seiner langen Jeans die Hitliste an. Hammer-Socken! Nach der Stärkung und Abkühlung mit unterschiedlichsten Eissorten begeben wir uns zum hiesigen ALDI, um uns erneut mit Getränkevorräten zu versorgen. Mit „Zalando-artigem“ Geschrei versetzen Josi und Fynn die Crew als auch andere ALDI-Kunden sodann in Schockstarre, als sie original ALDI-Socken entdecken. Diese werden auch unverzüglich käuflich erworben, weil es sich um ein unschlagbares Angebot handelt. Zurück an Bord der Fata Morgana stellt Jasper äußerst neidisch fest, dass sich die Kinder der nebenan liegenden belgischen Motoryacht über deren Badeplattform im Wasser abkühlen. Nach eingehender Konsultation über die Wasserqualität wird allerdings gemeinschaftlich festgestellt, dass ein Bad hier nicht wirklich empfehlenswert erscheint, weshalb dieser Plan umgehend verworfen wird.
Wir treten unser Rückfahrt an in Richtung Schleuse, es ist immer noch kein Windzug zu spüren. Noch vor Einlaufen in das Fahrwasser der Maas senken wir den Mast wieder, um ungehindert die Autobahnbrücke als auch die Schleuse passieren zu können. Auf dem Weg zur Schleuse begegnen uns auch Berufsschiffer. Auf dem Wasser ist es Brauch, sich zu grüßen. Vor der Schleuse machen wir wieder fest, um uns auf den Schleusengang vorzubereiten. Alex outet sich als geübter Anlege-Akrobat. Nachdem wir wieder auf “Niveau Roermond“ abgesunken sind, setzen wir unsere Fahrt in Richtung Ouderhuuske fort. Im Vorbecken des Baggerlochs verspüren wir den ersten Windzug an diesem Tag, weshalb wir uns veranlasst sehen, unsere Segel zu setzen. Schließlich sind wir zum Segeln hier. Damit auch jeder von uns zum Segeln kommt und wir dies als Beweis unseres Segeltörns bildlich dokumentieren können, wird erläutert, wie man Schräglage bei einer Yacht auch ohne viel Wind herstellen kann. Schräglage bezeichnet man als Krängung und die kann durch Gewichtsverlagerung „hergestellt“ werden. Auf diese Art und Weise können wir von jedem ein perfektes Segel-Bild machen. Wir kreuzen gegen den Wind in Richtung Beachclub, jedes Crewmitglied steht für rund 2 Schläge an der Pinne. So können wir das Thema „Wendewinkel“ diskutieren. Als der Beachclub in Sichtweite ist, stellen wir fest, dass sich dort kein Personal oder Gäste befinden, sodass wir unseren Plan ändern und den neuen „Frends-Beachclub“ ansteuern. Hier angekommen, stellen wir fest, dass es trotz der sonst so freundlichen Lebensweise der Holländer auch hier auch andere Motorboot-Kapitäne gibt. Da Motorboote einen vergleichsweise geringeren Tiefgang haben, sollten diese besser an der flacheren Seite eines Stegs anlegen und Seglern mit einem Kiel an der Außenseite des Stegs die Anlegeoption offenhalten. Aber auch hiermit weiß eine so erfahrene Crew wie wir umzugehen: über den Bug verlassen Fynn und Josi das Boot und bitten im Beachclub die Eigner eines der Motorboote (ein Kölner), dessen Boot zu verholen, damit auch wir anlegen können. Wir nehmen unter den Sonnenschirmen Platz und studieren die Karte. Gesunde Wraps werden demnach nur bis 17.00 Uhr ausgegeben, sodass wir um 17.20 Uhr nur noch zwischen frittierten Speisen in allen Variationen wählen können. Gerade werden die Inhaltsstoffe von Frikandel, Bitter- und Kipje-Ballen gemeinschaftlich heiß diskutiert, als plötzlich und sehr weit entfernt ein Donnern zu hören ist. Deshalb holen wir vorsichtshalber unsere Regenjacken aus dem Boot und verschließen die Fata Morgana. Unwetter im Beachclub Nach diesem äußerst schönen und heißen Tag rechnen wir nicht damit, dass das Wetter plötzlich umschlägt. Dies war auch im Wetterbericht, den wir zuletzt in Thorn abgerufen hatten, nicht angezeigt. Wir haben unsere Speisen noch nicht einmal zur Hälfte genossen, als plötzlich starker Regen die Stimmung umschlagen lässt. Schnell bringen wir uns alle unter dem Wellblechdach des Beachclubs in Sicherheit. Gut so, denn nun prasseln zusätzlich auch erbsengroße Hagelkörner auf das Dach. Nachdem das Unwetter vorübergezogen ist, zahlen wir unser Essen und begeben uns wieder zurück zu unserem Boot. Wir wollen die Heimfahrt antreten. Doch nach ca. 500 m Fahrt erkennen wir in der Ferne erneut Gewitterblitze. Wir entscheiden, die Fahrt aus Sicherheitsgründen nicht fortzusetzen und steuern Gegenkurs zurück zum Beachclub. Beim Segeln gilt „Sicherheit geht vor“ und so verlässt die Crew die Fata Morgana und begibt sich wieder zum Beachclub. An dieser Stelle sei besonders hervorzuheben, welche Disziplin in unserer Crew herrscht; ohne jedweden Einwand wurde Fynn als Aufpasser bestimmt und alle halten sich daran. Carlo begibt sich derweil alleine mit der Fata Morgana in Richtung Roermonder Hafen, um dort den Bus zu übernehmen und die Crew am Beachclub nach 30 Minuten wieder einzusammeln. Wie lautet der seglerische Grundsatz? „Mannschaft heile – Boot heile – das war ein guter Tag“. Getreu diesem Motto treten wir gemeinsam die Heimfahrt an. Jeder Leser würde meinen, dass der Wetterumschwung zu einer Abkühlung der Gemüter führt – nicht so bei uns! Insbesondere Jasper wird an diesem Tag einer neuen Musikrichtung nähergeführt; aus „Lotusblume“ wird der Song „Holunderblüte“ und wie ein professioneller Chor kommen wir – textsicher – unter „Lemon-Tree“ pünktlich um 21.00 Uhr wieder an der Markant-Tankstelle in Tönisvorst an. Uns allen hat dieser Tag viel Freude bereitet, wir haben viel gelernt, erfahren und erlebt. Gemeinschaftlich wird eine Wiederholung beschlossen und wir freuen uns auf weitere Teilnehmer in unserer tollen Truppe! Wenn Dir dieser Törnbericht gefallen hat, Du das Segeln in einer echt tollen Truppe erlernen und dann auch noch Spaß dabei haben möchtest, bist Du hiermit gerne eingeladen, dabei zu sein! Wir sind jeden Freitag von 16.30 - 19.00 am Elfrather See am Start oder manchmal auch in Roermond!
Stets eine Handbreit Wasser unterm Kiel wünschen:
Alex, Fynn, Jasper, Johanna und Josi